Mythos Wasserfilter – Sinn oder Unsinn im Haushalt?

Wasserfilter in der Hausinstallation
 

Trinkwasser, welches durch die öffentlichen Wasserversorger bereitgestellt wird, entspricht den Anforderungen der Trinkwasserverordnung. Das heißt, es ist frei von schädlichen Stoffen und krankmachenden Keimen, sauber und genusstauglich. Daher besteht aus gesundheitlich-hygienischer Sicht keine Notwendigkeit einer zusätzlichen Behandlung des Trinkwassers.

Der Eintrag von Partikeln in die Trinkwasserinstallation kann aber zu Beeinträchtigungen im Betrieb (z. B. Korrosion) führen. Deshalb ist zum Schutz der Rohrleitungen und Armaturen ein mechanisch wirkender Filter unmittelbar nach dem Wasserzähler vorgeschrieben. Dieser Filter muss den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechend ausgeführt, eingebaut und gewartet werden. Das darf nur ein zugelassenes Installationsunternehmen ausführen (Installateurverzeichnis der Wasserversorger).

Es wird unterschieden zwischen rückspülbaren und nicht rückspülbaren Filtern. Letztere haben einen austauschbaren Filtereinsatz. Mechanische Filter müssen alle sechs Monate gewartet werden. Das geschieht durch Rückspülen, welches der Betreiber (z. B. Hauseigentümer) selbst ausführen kann oder durch einen Vertragsinstallateur zum Wechseln des Filtereinsatzes (DIN EN 806-5).

Die rechtliche Grundlage für Filter in der Hausinstallation ist die DIN 1988-200. Dort steht auch, dass im Normalfall keine zusätzlichen Filteranlagen und Nachbehandlungsapparate notwendig sind. Sogenannte Wasserionisierer, Kalkschutzgeräte und ähnliche Apparate sind in der Regel überflüssig.
Ausnahme Enthärtungsanlagen: In Regionen mit einer sehr hohen Wasserhärte (< 14 °dH) kann es sinnvoll sein, eine Enthärtungsanlage zu installieren, wenn an Anlagen und Armaturen Störungen zu erwarten sind oder technisch ein Wasser mit geringer Härte benötigt wird. Auch hier gibt die DIN 1988-200 eine Übersicht.

Welche Wasserhärte in Ihrem Wohnort vorhanden ist, findet man auf den Seiten der Wasserversorger. Dort sind zumeist der ph-Wert, der Härtebereich und die Gesamthärte angegeben. Für Umbauarbeiten und Materialauswahl für Trinkwassersysteme sollten sich die Kunden, oder der Installateur immer über die Wasserqualität an sich und im Besonderen zur Wasserhärte eine Auskunft beim Versorger einholen.

 

Wie funktioniert ein Wasserfilter fürs Trinkwasser?

Trinkwasser gilt in Deutschland als das am besten kontrollierte Lebensmittel. Dies macht Wasserfilter in der Regel überflüssig. Vor allem in Sachsen und Thüringen fließt besonders weiches und kalkarmes Wasser, sodass zusätzliche Wasserfilter fürs Trinkwasser die Qualität selten verbessern. Es besteht sogar eher die Gefahr, dass durch Wasserfilter fürs Trinkwasser die Wasserqualität verschlechtert wird. Ausgenommen sind hierbei mechanische Partikelfilter, die direkt in die Hausinstallation integriert werden. Der Einsatz von Tischwasserfiltern oder Untertischgeräten kann sogar kritisch sein, doch dazu muss man wissen, wie die Wasserfilter fürs Trinkwasser funktionieren.

Umkehrosmose-Filter werden beispielsweise zwischen Rohr und Wasserhahn geschaltet und pressen das Leitungswasser durch eine durchlässige Membran. Tischfilter funktionieren mit Aktivkohle kombiniert mit Ionentauscher und binden gelöste Ionen im Trinkwasser. Dabei tauschen sie diese gegen Ionen gleicher Ladung aus. So soll Kalk beispielsweise entzogen und durch Natrium ersetzt werden. Hierbei kann es jedoch passieren, dass dem Wasser wichtige Mineralstoffe entzogen werden. Die größte Gefahr für das Trinkwasser besteht jedoch in der möglichen Verkeimung der Wasserfilter, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden oder die Filterkartuschen nur unregelmäßig oder unsachgemäß ausgetauscht werden.

Sicherer ist es daher, dass Leitungswasser direkt aus dem Hahn zu trinken. Die Qualität ist bestens und wird durch die Wasserversorger regelmäßig kontrolliert und überprüft. Weiterhin konnten viele handelsübliche Wasserfilter fürs Trinkwasser bei Untersuchungen oftmals nicht überzeugen, weil sie die Wasserhärte nicht verlässlich verringern oder der Weichmacher-Effekt schnell nachgelassen hat.

 

Welche Wasserfiltersysteme gibt es?

Ein Einsatz von Wasserfiltern macht nur Sinn, wenn das Wasser nachweislich mit schädlichen Stoffen belastet ist, was selten vorkommt. Die Ursachen dafür liegen zudem zu allererst in der veralteten Hausinstallation und nicht an der Trinkwasserversorgung an sich. Denn sowohl während der Wasseraufbereitung als auch innerhalb der Leitungssysteme der Wasserversorger wird die Wasserqualität regelmäßig kontrolliert und nach strengen Vorschriften geprüft, sodass nur bestes Wasser zu den Verbrauchern gelangt.

Wichtig ist es auf jeden Fall, die passenden Wasserfiltersysteme zum jeweiligen Stoff zu wählen. Dies wird meist unterschätzt und Verbraucher durch irreführende Werbeversprechen verunsichert.

  • Wasserfiltersysteme mit Aktivkohle können organische Wasserinhaltsstoffe wie chlorierte Kohlenwasserstoffe, Pflanzenbehandlungsmittel oder Medikamente reduzieren. Ionentauscher als Wasserfiltersysteme entziehen dem Trinkwasser vor allem anorganische Teilchen wie Calcium- oder Magnesium-Ionen (Kalk) und tauschen sie gegen Natrium-Ionen. Ist der Austauscher jedoch voll, können die zurückgehaltenen Ionen plötzlich konzentriert an das Wasser abgegeben werden. Da die Geräte meist nur einen Druckanstieg anzeigen, bekommt der Verbraucher oft gar nicht mit, wenn dieser Prozess bereits begonnen hat. Ein generelles Problem dieser Wasserfiltersysteme ist, wenn die Geräte zu lange nicht benutzt werden und Wasser in dem Behälter steht. Dann können sich unerwünschte Keime bilden. Auch kann eine Belastung mit Schwermetallen nicht durch einen einfachen Aktivkohlefilter oder einen Ionentauscher beseitigt werden.
     
  • Wasserfiltersysteme mit Umkehrosmose- oder Membran-Verfahren funktionieren mit elektrischen Pumpen, die das Leitungswasser durch eine in nur eine Richtung durchlässige Membran pressen. Größere Partikel wie Nitrat, Phosphat oder Schwermetalle werden so zurückgehalten. Nachteil ist hierbei allerdings, dass auch Mineralstoffe dem Wasser entzogen werden und es so beim dauerhaften Verzehr dieses „hochreinen“ Wassers zu einer Unterversorgung des menschlichen Körpers kommen kann. 
     
  • Wasserfilter als Destilliergeräte erhitzen das Trinkwasser auf 100 Grad Celsius. Dabei entsteht Wasserdampf, der über ein Rohr in ein anderes Gefäß geleitet wird, dort abkühlt und als gereinigtes Wasser aufgefangen wird. So werden Schadstoffe mit einem höheren Siedepunkt herausgefiltert, indem Sie im Ausgangsgefäß zurückbleiben. Wie auch Wasserfilter mit Umkehrosmose-Verfahren werden Destilliergeräte elektrisch betrieben. Das bedeutet, die Wasserfiltersysteme verbrauchen zusätzlich Energie und treiben die Kosten für die Trinkwasserversorgung in die Höhe.

Bevor du dich für Wasserfiltersysteme entscheidest, solltest du daher genau prüfen, ob sich ein Einsatz lohnt oder Geldverschwendung ist. Bei deinem Wasserversorger kannst du dich über die Trinkwasserqualität informieren und beraten lassen.

 

Vier Hinweise für Wasserfilter im Haushalt

Bevor du dich für einen Wasserfilter im Haushalt entscheidest, lies dir folgende Hinweise durch und überlege genau, ob es dir das wert ist:

  1. Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland, wodurch eine zusätzliche Aufbereitung durch Wasserfilter im Haushalt nicht notwendig ist. Alte Rohre oder Hausleitungen gehören ausgetauscht. Wasserfilter können in solch einem Fall die Belastung des Wassers mit Schwermetallen reduzieren, sind aber vom Eigentümer oder Vermieter zu beauftragen. Denn wesentliche Veränderungen an der Trinkwasseranlage dürfen nur Wasserversorgungsunternehmen oder eingetragene Installationsfirmen vornehmen.
     
  2. Oftmals werden Wasserfilter im Haushalt eingesetzt, wenn die Wasserhärte sehr hoch ist. Das hängt mit dem Calcium- und Magnesium-Gehalt im Wasser zusammen. Was viele nicht wissen: Hartes Wasser ist sogar gesünder, weil es dem Körper mehr Calcium- und Magnesium zuführt.
     
  3. Wasserfilter im Haushalt werden bei unsachgemäßer Pflege und Wartung schnell zu Keimherden. Die Behälter stehen eine längere Zeit ungekühlt im Zimmer oder werden über Nacht vergessen, sodass sich in dieser Zeit Keime vermehren können. Du solltest daher möglichst immer frisches Wasser verwenden und den Boiler mindestens alle drei Monate einmal aufheizen.
     
  4. Filterpatronen, Kartuschen oder Pads müssen regelmäßig und fachmännisch gereinigt oder ausgetauscht werden, da es sonst zu einer unkontrollierten Abgabe der Rückstände an das Wasser kommen kann und der Filtereffekt verpufft. Nicht nur die Ersatzteile, sondern auch der hohe Energieverbrauch bei elektrischen Wasserfiltern sollten im Vorfeld einkalkuliert werden und in die Entscheidung, ob ein Wasserfilter im Haushalt Sinn macht, mit einfließen.

 

Weniger filtern für puren Genuss!

Lassen dich nicht von irreführenden Verkaufsargumenten der Wasserfilter-Hersteller beeinflussen, sondern vertraue auf dein Bauchgefühl. Trinke Leitungswasser am besten direkt aus dem Hahn und verzichte auf unnötige Bakterienherde in unzureichend gewarteten Wasserfiltersystemen. Sorge für eine gründliche Haushaltshygiene und vergewissere dich, dass deine Hausleitungen auf dem aktuellen Stand sind. Dann musst du dir keine Sorgen mehr machen.

  • Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland und entspricht höchsten Qualitätsanforderungen.
  • Nach § 13 der Trinkwasserverordnung ist Trinkwasser keimarm und frei von krankheitserregenden Inhaltsstoffen.
  • Medikamentenrückstände im Trinkwasser können vorkommen, sind aber laut Meinung vieler Experten so gering, dass für den Menschen keine Gesundheitsgefahr besteht.
  • Gefiltertem Wasser können Mineralstoffe fehlen, die zu einer Unterversorgung beim Menschen führen.
  • Ohne regelmäßige Wartung verlieren viele Filter nach kurzer Zeit ihre Wirksamkeit und es besteht die Gefahr einer Verunreinigung des Wassers durch die Ablagerungen im Filter.
  • Wasserfilter sind in der Regel nicht notwendig und tragen kaum zu einer Verbesserung der Wasserqualität bei.

 

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